Japan unter Druck: Honda und Nissan melden massive Gewinneinbrüche wegen US-Zöllen
13 Mai 2025Die Entscheidung der US-Regierung, die Strafzölle gegen China auszusetzen, sorgt in Japan für Unverständnis und Empörung – insbesondere vor dem Hintergrund der weiterhin bestehenden Sonderabgaben auf japanische Autos. Führende Vertreter aus Wirtschaft und Politik in Tokio äußern sich zunehmend frustriert über die einseitige Belastung ihres Landes.
Während Washington gegenüber Peking Gesprächsbereitschaft signalisiert, müssen japanische Autohersteller weiterhin hohe Einfuhrzölle auf dem US-Markt hinnehmen. Besonders pikant: Japan gilt seit Jahrzehnten als einer der engsten Verbündeten der Vereinigten Staaten in Asien.
Trotz der bereits verhängten Zölle auf Autos und der Androhung eines flächendeckenden Strafzolls von 24 Prozent auf japanische Waren hatte Tokio gehofft, im Rahmen bilateraler Gespräche Fortschritte zu erzielen. Statt auf Vergeltungsmaßnahmen zu setzen, brachte Japan konkrete Zusagen mit: Mehr Investitionen in den USA, insgesamt im Volumen von bis zu einer Billion Dollar, sowie eine Ausweitung der Importe amerikanischer Produkte.
Doch die Enttäuschung in Tokio ist groß: Nur einen Tag nachdem Washington verkündete, den Großteil der China-Zölle vorerst auszusetzen, veröffentlichten zwei der größten japanischen Automobilhersteller düstere Gewinnprognosen – ein direktes Resultat der anhaltenden US-Zölle auf Fahrzeuge.
Honda Motor erklärte, dass der operative Gewinn im laufenden Geschäftsjahr, das im April begann, um nahezu 60 Prozent einbrechen werde. Grund dafür sei vor allem die Belastung durch Zölle in Höhe von rund 4,4 Milliarden US-Dollar.
Noch dramatischer stellt sich die Lage bei Nissan dar: Der Konzern setzte seine Gewinnprognose für das laufende Jahr komplett aus und kündigte für das erste Quartal einen operativen Verlust an. Nissan, das sich bereits in einem umfassenden Restrukturierungsprozess befindet, will zusätzlich zu den bereits angekündigten 9.000 Stellen weitere 11.000 Arbeitsplätze abbauen.
In Japan macht sich zunehmend das Gefühl breit, von einem langjährigen Partner im Stich gelassen worden zu sein. Während andere Länder wie China mit Washington verhandeln konnten, bleiben Japan harte Maßnahmen auferlegt – obwohl das Handelsdefizit mit den USA vergleichsweise gering ist.
„Dass die USA China bei den Gesprächen den Vorzug gegeben haben, zeigt, dass Verbündete wie Japan derzeit im Nachteil sind“, sagte Kazuhiro Maeshima, Professor für amerikanische Politik an der Sophia-Universität in Tokio. „Das wirkt wie eine bewusste Missachtung.“
Besonders gravierend ist die Ausweitung der 25-Prozent-Zölle, die inzwischen auch Autoteile betreffen. Für Japan bedeutet das einen erheblichen Einschnitt, da Fahrzeuge und Fahrzeugteile die mit Abstand wichtigsten Exportgüter in die USA sind.
Ökonomen warnen, dass allein die Autozölle das japanische Wirtschaftswachstum in diesem Jahr stark bremsen könnten. Rechnet man weitere Störungen durch die US-Handelspolitik hinzu, könnte sich das Wachstum sogar mehr als halbieren.
Die Automobilindustrie gilt als Herzstück der japanischen Wirtschaft. Nissan kündigte bereits an, einen Teil seiner Produktion in die USA zu verlagern, um Zölle zu umgehen – eine Strategie, die andere Hersteller ebenfalls verfolgen könnten. Dies könnte zu einer großflächigen Verlagerung industrieller Produktion ins Ausland führen.
Toyota, der größte Autohersteller des Landes, erklärte vergangene Woche, dass man zwar versuche, Produktion und Arbeitsplätze in Japan zu sichern. Dennoch rechne man allein für April und Mai mit Zollkosten von über einer Milliarde US-Dollar.